![]() Wozu hat man Freunde? Kennt Ihr das, wenn man jemanden zum Reden braucht, weil man sich mit einem Thema oder einer Situation in seinem Leben gerade überfordert fühlt? Und wie gut es dann tut, wenn man jemanden zum Reden findet, der oder die einem einfach nur zuhört und seine oder ihre ganze Aufmerksamkeit schenkt? Mir geht es ganz oft so. Ich fühle mich dann gehört und gemocht und ich komme auf neue Ideen, während ich von meinem Problem erzähle. Mir kommt es dann so vor, als würde mir mein Gegenüber dabei helfen, mich selber hören zu können. Ich liebe es, die Meinung anderer zu hören und habe dadurch bereits wunderbare Unterstützung erfahren. Da bin ich all meinen treuen Freundinnen und Freunden immens dankbar, dass sie mich immer wieder erzählen lassen und mich in allem, was ich mitzuteilen habe, ernst nehmen. Das ist etwas ganz großartiges und wunderbares in meinem Leben. Und oft fühle ich mich nach diesen Gesprächen beruhigt, weil ich Bestätigung in dem erfahren habe, was und wie ich etwas tue oder wie ich über etwas denke. Ein besonderes Erlebnis, das ich gerne mit Euch teilen möchte Es ergab sich bei meinem Workshop "Ganzheitliches Stimmcoaching" letzten Samstag, an dem 17 Frauen teilnahmen, mit denen ich viele unterschiedliche Übungen mit Gesang, freiem Tönen und Bewegung machte. In einer Übung ging es darum, sich mit einer Partnerin hinzusetzen und etwas von sich zu erzählen; nur mit dem Klang der Stimme, ganz ohne Worte. Die andere hatte den aktiven Part des Zuhörens, in dem sie ihre ganze Aufmerksamkeit der Erzählenden widmete und durch den eigenen Stimmklang immer mal wieder rein klanglich, ebenfalls ohne Worte, die Erzählende wissen ließ: "Ja, ich höre Dich", "Ich verstehe", "Du kannst mir mehr erzählen", etc.. Seelische Resonanz im Körper Da es von der Anzahl der Teilnehmerinnen nicht ganz aufging, nahm ich an der Übung teil. Ich saß einer Teilnehmerin gegenüber und begann, von mir ohne Worte, nur mit dem Klang meiner Stimme und mit Mimik und Gestik zu erzählen. Für einen Moment hatte ich Angst, dass ich nicht weiss, wovon ich erzählen soll. Ich spürte nach innen und suchte nach einem Thema. Da ich ohne Worte erzählen sollte, war das innere Empfinden nicht gleich an Worte gebunden und ich merkte auf einmal, dass mich das verunsicherte. Ich spürte ein Ziehen in meinem Brustraum und ich begriff, dass dieses körperliche Ziehen in meinem Brustraum der Widerhall eines seelischen Schmerzes ist. Man könnte sagen, mein Körper zeigte mir, wie mir gerade "ums Herz" ist. Senden und Empfangen All mein Schmerz um und mein Sehnen danach, mich selber ernst zu nehmen, in dem was ich mit meiner Arbeit als Sängerin und als ganzheitlicher Stimmcoach in die Welt bringen will, besaß und besitzt eine körperlich empfundene Komponente. Mein Thema des "Ich will gesehen und gehört werdens" war körperlich präsent. (Ein universelles Thema, oder?) Auch das Sehnen danach, mir und anderen die Augen für das Schöne in uns und anderen zu öffnen war da und floss aus den Fasern meines Körpers über den Klang meiner Stimme hinaus zu meinem Gegenüber. Meine Zuhörerin war ganz und gar bei mir. Ich sah es in ihrem Blick. Ich hörte es an ihrem Stimmklang. Durch das Fehlen jeglicher Worte, waren das Senden meines tönenden Erzählens und das Aufnehmen des Mitgeteilten um ein vielfaches intensiviert und ich und meine Zuhörerin erlebten ein tiefes "Verstehen ohne Worte". Erkenntnis Ich verstand, während ich alle Antennen nach innen auf meine körperlichen Empfindungen richtete, dass ich mir zuerst selber zuhören muss, bevor ich wirklich etwas von Bedeutung von mir erzählen kann; wenn ich mich selbst jemand anderem erklären und wenn ich mich überhaupt selber verstehen will. Und ich begriff, dass dieses Zuhören ein nach innen gerichtetes Lauschen auf körperliche Regungen ist; mit größtmöglicher Ruhe und Offenheit. Das In-Worte-fassen kommt erst danach und erst dann hat das Reden echte Substanz. Und ja, das Hinspüren ist manchmal beängstigend, weil es zu anderen Ergebnissen führen kann, als das, was unser Denken uns glauben lassen möchte. Und ja, es ist anstrengend, uns so bedingungslos wahrzunehmen. Wir sind es nicht gewohnt. Es hat uns niemand beigebracht, uns selbst so nah zu sein und so unsere innere Stimme zu hören und ihr zu vertrauen. Aber ich glaube, es ist möglich, es zu einer neuen Gewohnheit werden zu lassen und so den inneren Kompass wieder mehr vertrauen zu lernen. Herzlichst, Eure Julia Lass von Dir hören, wenn Du ähnliche Erfahrungen gemacht hast oder Kommentare hast. Ich würde mich freuen, von DIR zu hören! Schreibe mir in einem Kommentar unten oder maile mir Deine Erfahrung zum Thema "Zuhören". Foto @Kai Schönleiter, www.thatsecond.de
3 Kommentare
bärbel runge
25/2/2017 10:11:14
hallo julia, wie ich schon in der nachbesprechung gesagt habe, mußte ich die übung abbrechen, weil mich mein inneres völlig aus der ballance geworfen hatte.
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Liebe Bärbel, ja, diese spezielle Übung ging tief und ich kann gute verstehen, dass sie einen in Ihrer "Tiefenwirkung" überrascht. Gut, dass Du für Dich in dem Moment klar entschieden hast, wie Du damit umgehen möchtest. Ich freue mich, dass der Tageskurs für Dich ein "tolles Erlebnis" war und hoffe, es geht Dir gut.
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bärbel runge
28/2/2017 15:04:02
hallo julia, mir geht es seht gut, die sonne scheint, und mein kleiner garten siehtmich schon aus einigen ecken,etwas zu tun.packen wir es an. bärbel
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